Auch Rot kann Grün: Wie die SPD die Wirtschaft der Zukunft bauen will.

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Klimawandel, Energiewende, Ausstieg aus Atom- und Kohleverstromung: Unsere Wirtschaft steht vor klimapolitischen Veränderungen. Die SPD sieht darin vor allem eine Chance auf neue Arbeitsplätze und gesicherten Wohlstand. Was genau dafür getan werden muss, erklärt Stefan Zierke, SPD-Bundestagsabgeordneter und SPD-Kandidat für die Bundestagswahlen im Wahlkreis Uckermark – Barnim I, im Interview mit dem Heidekrautjournal.

Herr Zierke, das Thema Klimaschutz ist derzeit in aller Munde. Was sagen Sie dazu?

Mein Motto ist: Auch Rot kann Grün! Als SPD stehen wir für Klimaschutz, der konsequent und sozial ist. Wir wollen bis spätestens 2040 unseren Strom nur noch aus erneuerbaren Energien beziehen und bis spätestens 2045 ein Land sein, dass vollkommen klimaneutral wirtschaftet. Das ist nötig, um ganz konkret unsere schöne Natur vor Ort zu bewahren und unseren Kindern eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Wir sagen aber auch: Das geht nicht mit der Brechstange, sondern nur wenn wir diese Aufgabe als gemeinsame Chance begreifen.

Klimawandel bekämpfen als Chance. Was soll man darunter verstehen?

Zukunft muss man aktiv gestalten, damit sie gut wird. Das gilt auch beim Klimaschutz. Wenn wir jetzt ordentlich Geld in die Hand nehmen, kräftig investieren und auf neue Technologien setzen, können wir mit Klimaschutz neue Jobs schaffen und Wertschöpfung vor Ort fördern.

Hört sich nach einem guten Ansatz an, aber was heißt das konkret?

Wir haben uns vorgenommen jedes Jahr mindestens 50 Milliarden Euro an staatlichen Investitionen umzusetzen und so auch im privaten Sektor weitere Investitionen anzuschieben. Hinter dieser riesigen Zahl verbergen sich viele konkrete Projekte, die vor Ort ankommen. Ein Beispiel: Vor kurzem sind 33.000€ an Fördergeldern für die Umrüstung der PKWs von Pflegediensten auf E-Autos in den Barnim gegangen – davon 22.500 Euro an die AIP Ambulante Intensiv Pflege GmbH aus Wandlitz. Genau solche Projekte meine ich: Damit fördern wir einerseits klimaneutrale Mobilität und schaffen Wertschöpfung in der Region.

All diese Projekte erfordern große Mengen an Strom. Wie sollen wir das hinkriegen, wenn wir zukünftig zunächst auf Atomkraft und dann auf Kohlestrom verzichten werden und gleichzeitig Akzeptanz vor Ort erhalten wollen?

Eine wichtige Frage. Als SPD wollen wir dafür sorgen, dass Bürgerinnen und Bürger von der Solaranlage auf dem Dach profitieren, Kommunen müssten Vorteile haben, wenn sie vor Ort Erneuerbare Energien fördern und wir müssen großzügige Förderungen zur Verfügung stellen, damit sich die Umrüstung auf energiesparsame Alternativen lohnt. Gerade bei der Mobilität der Zukunft ist wichtig, dass wir diese nicht nur klimaneutral umbauen, sondern gleichzeitig ebenso ausbauen und bezahlbarer für alle machen.

Was heißt das alles für unsere Strompreise? Diese sind ja bereits jetzt oft sehr hoch.

Da haben wir eine klare Meinung: Die Strompreise müssen runter. Deswegen wollen wir innerhalb der nächsten 4 Jahre die EEG-Umlage in ihrer jetzigen Form abschaffen. Damit entlasten wir jeden bei seiner Stromrechnung und fördern gleichzeitig die Erneuerbaren Energien. Eine notwendige und gerechte Entlastung.

Also mehr investieren, mehr Strom und mehr Beteiligung vor Ort: Reicht das, um die Energiewende zum Erfolg zu machen?

Nicht ausschließlich, aber es sind zentrale Bestandteile. Darüber hinaus müssen wir auf neue Ideen und die Kreativität unserer Unternehmen vor Ort setzen. Ein wichtiger Bestandteil wird auch der Einsatz von grünem Wasserstoff sein. Wasserstoff als Energiequelle werden wir in Zukunft in großem Stil produzieren und einsetzen müssen, um beispielsweise unsere Mobilität und Industrie klimaneutral zu machen. In unserer Region haben wir da bereits viele großartige Projekte. Ich bin mir sicher: Wenn sich Deutschland ein Beispiel an den innovativen Ideen in der Uckermark und dem Barnim nimmt, kriegen wir das gut hin.

Herr Zierke, vielen Dank für das interessante Gespräch! 

 

Das Interview erschien zuerst im Heidekrautjournal 06/2021. Zum Journal: https://heidekrautjournal.de/index.html

 

Titelfoto: Maximilian König